Ausgeliehen von Peter Dittmar (BM)

Jedem Bibliothekar ist die Malaise vertraut: Leser mögen Bücher so sehr, daß sie vergessen, sie zurückzugeben. Dagegen helfen erweiterte Ausleihzeiten so wenig wie drastische Mahngebühren. Diese Erfahrungen mußte bereits Goethe als Direktor der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar machen. Da Goethe mit Schwager Vulpius einen Redakteur des lokalen Blattes zur Hand hatte, versuchte er dem übel abzuhelfen, indem er dort die "säumigen Leser", die die Ausleihfrist überschritten hatten, beim Namen nennen ließ. In einer Residenz-, aber Kleinstadt wie Weimar versprach das einiges.
Nur leider gab es auch prominente Buchschuldner. Bei Herders Tod fanden sich rund 250 Bände aus der Anna-Amalia-Bibliothek unter seinen Bücherschätzen. Was er lese, das verstünde sowieso kein anderer in Weimar, war dazu der Standardcommentar. Aber auch Goethe selbst widerstand der Verführung auf sehr eigene Weise. Rund 100 Bände hatte er den eigenen Buchbeständen zugeschlagen. Und in einigen fand sich der hübsche Eintrag: "erworben durch Ausleihe". Da sage noch einer, Lesen bilde nicht.

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